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MAESTRO ENZO CUCCHI

ENZO CUCCHI

ENZO CUCCHI



Zum ersten Mal waren Werke Enzo Cucchis in Berlin in der Ausstellung „Zeitgeist“ zu sehen, vor genau 30 Jahren, im noch nicht vollständig wiederhergestellten Martin- Gropius Bau, damals direkt an der Mauer gelegen.Cucchis Werke hingen im Treppenhaus, zusammen mit Werken der Italiener Sandro Chia und Francesco Clemente, im Wechselspiel mit Werken von Rainer Fetting, Salome und Helmut Middendorf. Alle diese Werke waren für die Ausstellung angefertigt worden, auf Grund der Architektur des Hauses wurden es Werke in der Größe von etwa 4 x 3 Metern. Sie verestzten den ganzen Raum in Schwingung und gaben das Gegengewicht zur zentralen Skulptur „Hirschdenkmäler von Josef Beuys..

Seit der Renaissance gibt es ein hoch dramatisches Wechselspiel zwischen nordischer und italienischer Kunst, die ausgestellten Werke nahmen diese Tradition auf und brachten sie in zeitgenössische Form, was damals viele Besucher zu einer völlig neuen Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Malerei anregte, andere meinten nur, von einer Wiedergeburt der Malerei reden zu müssen, als sei sie nach 30 000 Jahren plötzlich im 20. Jahrhundert verstorben..Damals prägte Achille Bonito Oliva für die neue italienische Malerei den Begriff „Transavaguardia“, besser hätte man nicht ausdrücken können, was Malerei mit den Errungenschaften des 20. Jahrhunderts ausdrücken kann. Die jungen Deutschen wurden als „Junge Wilden“ bezeichnet, anknüpfend an den französischen Begriff der Fauves, mit denen die Moderne einmal eingeleitet worden ist. Beide Bezeichnungen nehmen Bezug auf die Tatsache, dass eine junge Generation von Künstlern sich entschlossen hatte, auf Traditionen zurückzugehen, um sie in der Gegenwart auf ihre Wirkung zu testen. Das Ergebnis war überzeugend und begeisterte das Publikum.Damals, als Malerei wieder in den Vordergrund zeitgenössischer Aufmerksamkeit rückte, war das große Format in aller Munde. Man empfand es als moderne Erfindung und vergaß dabei die italienische Freskomalerei, die in der Renaissance ganze herrschaftliche Räume füllte.

Zwar gab es auch damals schon das kleine Format, aber in der Malerei waren die Fürsten die maßgeblichen Auftraggeber:“ wes Brot ich ess', des Lied ich sing.“

Kleinere Formate kamen mit den Ansprüchen bürgerlicher Auftraggeber in Mode,als im 17. Jahrhundert die bürgerliche Kunst die höfische ablöste. Zunächst stand Frankreich noch im Zentrum des Geschehens, aber das Leben der Bürger in freien Handelsstädten, unabhängige Republiken wie den Niederlanden, bildeten einen anderen Raum für künstlerische Aufmerksamkeit. Neue Ideen finden sich hier erneut im Norden, in den Niederlanden entstehen die Werke flämisherFijnschilderij- Feinmalerei.

So ist es ein schöner Zufall, dass wir gerade „Fijnschilderij“ des italienischen Künstlers Enzo Cucchi in unserer Galerie ausstellen, während die großen holländischen Vorbilder des 17. Jahrhunderts, an erster Stelle Jan Vermeer van Delft, in einer Ausstellung in Rom hängen.Hier gibt es interessante Parallelen: den großen Fürsten und ihren Machtdarstellungen treten im 17. Jahrhundert als Auftraggeber wohlhabende Bürger gegenüber, die auch ein Interesse an der künstlerischen Auseinandersetzung mit ihrer Zeit haben. Heute ist es ähnlich, das große Kapital füllt Ausstellungshallen mit Installationen, der gebildete, kunstliebende zeitgenössische Sammler hat Spaß am kleineren Format.

Enzo Cucchi studiert Feinmalerei am Beispiel von van Gogh, den er weiter in die Vergangenheit und gleichzeitig näher in die Gegenwart bringt. Italienische Landschaften und Motive aus der frühen Zeit der Froskomalerei, mit ihren dem heutigen Auge surreal erscheinenden Motiven, die er selbst so hochschätzt, begegnen heutigen Themen, lassen die Zeitgenossen in neuen Zusammenhängen auftauchen. Man muss nur genau hinsehen, schon tauchen viele andere Bilder vor unserem Auge auf: die Häuser von Carra, die späten Gemälde de Chiricos,- ist es ein Zufuall, dass er sich im Alter mit dem 17. Jahrhundert auseinandersetze? Hier steht ewas auf dem Kopf? Etwa eine Hommage an Baselitz?Und immer wieder van Gogh, seine Motive beschwören in der Ausstellung viele andere Bilder hervor, denn über das eigene Werk hinaus ist van Gogh einer der großen Anreger der Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts.

All das im expressionistischen Malstil, von dem man doch eigentlich glaubt, er müsse mit großem Gestus aufgetragen werden und die Farbe müsse tropfen. Das Ergebnis ist expressiv, auf kleinstem Format, es gibt dicke Farbschichten, die an Soutine erinnern, so wie zarte fließende Teile in jedem Bild, die die 60er Jahre in Amerika in Erinnerung rufen. Beim Malen geht es ja um Erinnerung, an große Zeiten, an große Maler und ihre besonderen Ausdruckmöglichkeiten.Die kleinen Gemälde, die derart entstanden sind, entziehen sich dem Auge nicht, sie sind magisch und man versucht immer wieder auf das Neue und aus nächster Nähe, ihr Geheimnis zu entschlüsseln. In jedem der kleinen van Gogh Annäherungen von Enzo Cucchi kann man etwas entdecken, morgen wieder anderes, übermorgen wieder neu. Das wiederum führt direkt zu Enzo Cucchis wichtigstem Anliegen, seine enge Verbundenheit mit seiner Heimat, ihrer Geschichte, den Menschen über viele Generationen, deren Anwesenheit er geradezu herbei beschwört.

Mit den Skulpturen verhält es sich genauso, wenn auch die Herangehensweise anders ist.. In unserer Ausstellung ist schon ihre Größe gegensätzlich zu den Gemälden. Sie sind ein innerer Monolog und sind Zeichen eines beständigen Ringens mit dem Ausdruck, den Möglichkeiten, mehr über das Leben auszusagen.Hier schweifen die Gedanken nicht in der Kunstgeschichte herum, Cucchi findet sie vielmehr in der vertrautesten Umgebung, in seiner Heimat, an dem Ort, an dem er geboren ist und der ihm mit Sitten, Gebräuchen, den Menschen, vertraut ist. Wie um sich selbst Mut zuzusprechen, baut er zunächst eine große Kathedrale und ein Tor. Diese Architektur trägt die Bilder, die es seit Menschengedenken gibt, die unter dem Erdboden schlummern und die er mit eigenen Händen hervorgeholt hat, wie er sagt. Es sind archaische Formen, die sich auf der metallenen Konstruktion niederlassen, so wie sie sich im Laufe der Jahrtausende unterirdisch zusammenfanden. Ans Licht geholt, wirken sie archetypisch- italienisch. Für mich gibt es keinen schöneren Beweis für die Qualität eines Kunstwerkes, als das sagen zu können.







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