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Nina Maron- Blaustrumpf

Nina Maron- Blaustrumpf

Nina Maron- Blaustrumpf

Sieht so ein Blaustrumpf aus- und was ist eigentlich ein Blaustrumpf? Von Blaustrümpfen hat man so lange nichts mehr gehört, dass es wohl gut ist, diesen Begriff erst einmal wieder ins Gedächtnis zu rufen.Ursprünglich war der Blaustrumpf ein Begriff für angeberische Männer. Mit Elizabeth Montagus intellektuellen Festen für Frauen Anfang des 18.Jahrhunderts entstand der Spottname blue stocking als Bezeichnung für sich öffentlich artikulierende Intellektuelle. Dass das Dilemma gebildeter Frauen schon damals groß war, weiß man aus dem Theaterstück von Moliere aus dem Jahr 1672, auch wenn sich die von ihm „femmes savantes“ genannten Damen umstimmen ließen und sich zum „guten“ Ende wieder Heim und Herd zu wandten.

Für Aufführungen der „Femmes Savantes“ ist bis heute ist das Theater der Academie Francaise in Paris zuständig.Am Theater der Academie Francaise geht es den Frauen nicht anders als mir, sie beschreiben im Programmheft, wie wenig sie den Themen des Theaterstückes abgewinnen können. Aber es gibt ein Generationsphänomen, je nach Alter der Schauspielerinnen, Dramaturginnen und Mitarbeiterinnen des Theaters ist auszumachen, dass die Überwindung von Vorurteilen gegenüber weiblicher Intelligenz andere Züge gewinnt. Wir kennen das auch in Deutschland, wo unsere junge Familienministerin Kristina Schröder gerade festgestellt hat, dass sie mit der Emanzipation von Alice Schwarzer wenig anzufangen weiß. Eigentlich ist das ein großes Lob für Alice Schwarzer, wenn nach 40jähriger Tätigkeit für die Gleichberechtigung der Frauen so viele Themen für junge Frauen selbstverständlich sind, dass sie scheinbar keiner Diskussion mehr bedürfen. Falsch ist daran nur, dass Frau Schröder aufklärerische Gedanken für selbstverständlich hält und nicht bedenkt, dass Aufklärung darin besteht, das Erreichte stets neu zu verteidigen, in jeder Generation auf andere Art und Weise.

Das gilt nicht nur für unser Land, man sieht auch Interessantes bei unseren Nachbarn. In Italien wurde Cicciolina Abgeordnete, weil sie nicht nur als freizügige Muse Jeff Koons und barbusiger Fernsehstar, sondern auch als femme fatale den Männern imponierte. Heute muss eine Frau, die in Italien Ministerin werden will, in erster Linie Berlusconi gefallen, seine Frauenministerin Mara Cafagna wurde durch einen Schönheitswettbewerb und in Berlusconis Fernsehen bekannt. Gut, dass wir Alice Schwarzer haben!

Auch Frankreich sorgt gerade für interessante Schlagzeilen: Die neu ins Amt gekommene Finanzministerin Michele Aliot-Marie Wert legt Wert darauf, „Madame le Ministre“ genannt zu werden. Das hat eine Vorgeschichte. Als sich vor zwölf Jahren sechs Ministerinnen des französischen Kabinetts darum bemühten, als „ Madame la Ministre“ ( Frau Ministerin) angesprochen zu werden, erhob das Akademiemitglied Maurice Druon Einspruch: einer Rechtsanwältin fiele es nicht im Traum ein, sich mit „Maitresse“ anstatt mit „Maitre“ ansprechen zu lassen.

In der Kunst ist es anders, weil Kunst ihre Themen direkt anpackt, dabei Probleme oft nur offenlegt,ohne voreilige Schlüsse ungelöst vor unserem Auge erscheinen lässt, so dass man sie als Betrachter mit eigenen Erfahrungen vergleichen kann. Zwischen Bild und Betrachter ergibt sich kein eindeutiges Ergebnis, dafür beschwört ein Bild das andere herbei und ein großer Gedankenraum tut sich auf, man könnte hier sagen- von Elizabeth Mantagu bis zu Nina Maron und zu einem selbst, natürlich. Eine spannende Geschichte!

Nina Maron hat zeitgenössische Künstlerinnen aus Österreich zum Vorbild, an deren Werk sich diese Gedankenvielfalt leicht ablesen lässt. Zum Beispiel die heute 90 jährige Maria Lassnig, die 1941 in Wien ihr Studium begann, 1943 die Universität verlassen musste, weil man ihre Kunst als entartet einstufte und nach dem Krieg mit ihrer ersten Ausstellung „Körperbewußtseinszeichnungen“ auch nicht gerade auf Verständnis stieß. Nach intensiven Auseinandersetzungen mit surrealistischen Künstlern in Paris, nach Jahren des Aufenthaltes in New York, wo ihre Kunst als morbid und strange gesehen wurde, hat sie ein Werk geschaffen, das 2004 in Frankfurt mit dem Max- Beckmann- Preis ausgezeichnet wurde. Eine andere österreichische Künstlerin, gerade 70 Jahre alt geworden, Valie Export, könnte ebenfalls mit ihrer Haltung für Werke Nina Marons Pate gestanden haben. Ihr Beitrag zur weiblichen Kunstäußerung geht zwar eher auf Duchamps zurück und hat keine Wurzeln in der Malerei, aber der bitterernste Witz, mit dem Valie Export scheinheilige Schicklichkeit dekuvriert, hat auch in Nina Marons Werk Einzug gehalten.

Hier sind intelligente Frauen am Werk. Sie teilen uns mit, dass intelligenten Frauen viel zu bieten haben. In ihren Werken herrscht Nachdenklichkeit vor, diese wiederum ist mit großer Energie ausgestattet und das überträgt sich auf den Betrachter. Wer sich also einen „Blaustrumpf“ in die Wohnung hängt und das Bild jeden Tag betrachtet, wird sein buntes Wunder erleben. Sieht man sich die jungen Frauen auf den Bildern genau an, kann man ermessen, dass sie verletzlich sind, dass ihre Intelligenz ihnen manchmal sogar im Weg steht. Aber die Energie, mit der sie ihr Leben in den Griff nehmen, ist anspornend und es bleibt kein Zweifel, dass sie ihr Leben gestalten können.



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