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Donald Sultan - Visuelle Paradoxe (Katalog)

DONALD SULTAN

Donald Sultan gehört zu einer Künstlergeneration, für die die Abstraktion der einzige Weg nach vorn in der amerikanischen Malerei ist. Expressionisten mit Pollock an der Spitze, geometrische oder minimalistische Abstraktion, wie im Werk von Barnett Newman, beeinflußten ihn gleichermaßen. Während seines Studiums am Art Institute von Chicago entdeckt er die Kraft abstrakter Formen. Freude bereitet ihm, daß die Umsetzung von realer zur abstrakten Form zweideutig ist, eine Zitrone wie eine Augenhöhle aussehen kann, Straßenlampen an Tulpen denken lassen, ein MiG Kampfflugzeug an einen Fisch .«I think all great paintings are sexy«, seine Tulpenzeichnungen sind voller erotischer Anspielungen, Stiele und der Umriß der Blätter spiegeln die weibliche Form in einer Art positiv/negativ Illusion nicht nur in der Blume selbst, sondern auch auf dem weißen, unbearbeiteten Papier. Bilder stehen nicht allein für handfeste Gegenstände, sie sind gleichzeitg Symbole sublimer Empfindung.

Neben dem Stil ist das Material Ausdruck von Sultans Modernität. Nach langem Suchen hat er eine neue Methode für die Konstruktion seiner Bilder gefunden. Aus Keilrahmenteilen baut er ein Quadrat, auf das er eine Sperrholzplatte befestigt. Dazu kommt Masonite, auf das er Standard Vinylfliesen klebt - grün und blau mit weißen Flecken -wie sie auf der ganzen Welt Fabriken und Büroräume schmücken. Zum Schluß trägt er eine dicke Schicht Butylgummi auf - Material für den Dachdecker. Ein komplizierter Vorbereitungsvorgang, der, wenn er einmal fertig ist, in Gruppen zu Diptychen oder mehr zusammengefügt , seine bevorzugten Bildgrößen ergibt.

Das Butyl ist die Außenhaut der Bilder und gibt ihnen einen losen Rahmen. Das matte Schwarz des Materials hat eine starke physische Präsenz und gibt dem Betrachter das Gefühl, nicht ins Leere zu blicken.Wenn Farbe dazukommt, das Gelb einer Zitrone, das Orange einer Flamme, entsteht eine Vielzahl widerstrebender Kräfte. Die Farben treten für den Betrachter erst hervor, dann in den Hintergrund zurück. Dasselbe geschieht gleichzeitig mit dem schwarzen Hintergrund. Diese Wirkung ist in vieler Hinsicht mit Hans Hofmanns »push-pull« Theorie zu vergleichen. So ist die schwarze, leere Oberfläche ein ideales Testfeld für Ideen und ausgefeilte Bilder. Hier umreißt Donald Sultan seine Gegenstände mit Kalk, rückt sie zurecht. Wenn die Komposition eine mehr oder weniger endgültige Form erreicht hat, wird der Teer oder Butyl bis zum Fliesenuntergrund aufgeschnitten, manchmal mit der Lötlampe weggebrannt, er schmilzt und bildet Blasen . Nach dem Schneiden und Brennen benutzt Sultan Gips, um die Oberfläche weiter aufzubauen. Farbe kommt hinzu und wird mit Schwamm und Stoff aufgetragen. In den früheren Werken war der Auftrag flach, heute legt Sultan Wert aufs Modellieren, gibt so seinen Bildern größere Vielfalt. Manchmal bleiben die Vinylfliesen sichtbar und ihre ursprüngliche Farbe wird ins Bild integriert. Trotz des schweren Materials wirken Sultans Bilder ausgewogen, dominiert das Material den Inhalt der Werke nicht.

Nach der Erfindung seiner Maltechnik befragt, antwortet Sultan, daß er nach einem Weg gesucht hat, seiner Malerei Gewicht und Körperlichkeit zu verleihen und daß dabei eine Zufallsentdeckung zur nächsten kam. Er ist ein geborener Improvisator, eine Eigenschaft, die ihm zu Hilfe kam, als ihn die traditionellen Maltechniken an der Hochschule nicht mehr befriedigten. Bei dieser Suche kam auch die Auseinandersetzung mit Marcel Duchamp ins Spiel. Dessen Antwort auf die Frage, warum er Öl und Leinwand für Arbeiten auf Glas aufegeben habe, wurde unter den amerkikanischen Künstlern der 60er und 70er Jahre diskutiert: Daß er oft müde sei, so Duchamp, die Hintergründe seiner Leinwände auszumalen. Duchamps ironische Bemerkung hat auf so unterschiedliche Künstler wie Jasper Johns oder Warhol großen Einfluß gehabt. Und auch Sultan, den visuelle oder bildliche Wortspiele erfreuen, war angeregt. Dennoch kommt es Sultan bei seiner Materialwahl in erster Linie auf die Balance physicher Objekte und unabhängiger Kunstwerke an.

Trotz seines Engagements für moderne Materialien und Sichtweisen, ist Sultan sich der Tradition moderner Malerei und ihrer Wurzeln im neunzehnten Jahrhundert bewußt. In dieser Hinsicht gibt es interessante Parallelen zwischen ihm und Edouard Manet. Nicht nur wegen der Bezüge zu einigen Werken Manets, sondern weil er wie Manet den Zwang verspürt, modernes Leben zu malen, wie er Inspiration im Werk alter Meister verspürt, alte Themen und deren Probleme auf moderne Art löst, die auch die eigene Zeit wiederspiegeln. Aber am Ende ist es das eigene Werk, das Sultan zu immer neuen Abenteuern auf der Suche nach neuen Quellen anregt. Wie bei anderen Künstlern unserer Zeit, Jasper Johns, Frank Stella, Roy Lichtenstein, ist sein Hauptthema die Kunst selbst. Er macht das am Beispiel seiner Bilder klar. Als er schwarze Eier und schwarze Zitronen malt, wird das Standard Stilleben nicht etwa symbolisch, sondern malerisch verändert: » Ich wollte etwas Schwarzes in all die Üppigkeit hineinbrigen«, erklärt er, » etwas, das ein Loch sein könnte und gleichzeitig Volumen hat. Ein Gewicht, das auf der Üppigkeit der anderen Früchte lastet und ein mysteriöse Qualtität einführt. Aus dem Stilleben etwas Industrielles, Gewichtiges machen. »

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