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Jean-Michel Alberola

Jean-Michel Alberola







Jean-Michel Alberola

geb. 1953 in Saida, Algerien

lebt und arbeitet in Paris



»Heimatlos« 11.05.2002 - 29.06.2002



Ausgangspunkt für die neuen, in der Ausstellung »Heimatlos« gezeigten Papierarbeiten Jean-Michel Alberolas ist seine Auseinandersetzung mit den Schicksalen vertriebener, unerwünschter, geflohener oder abgeschobener Menschen, solche, die ihre Heimat verloren haben oder nie eine kannten.

Bekannte Persönlichkeiten wie Walter Benjamin stellen dabei eher die Ausnahme dar. Hauptsächlich tauchen eher unbekannte Namen, wie die von polizeilich erfassten Schweizer 'Heimatlosen' aus dem 19. Jahrhundert, Familienangehörigen von Flüchtlingen der 1848er Revolution oder auch der eines Südtiroler Heimatdichters in Alberolas Arbeiten auf. Die Namen erscheinen zwischen konturenhaft angedeuteten Bruchstücken menschlicher Figuren, Gesichter, manchmal nur Details von Bekleidungsstücken. Dabei sind die Bilder jedoch nicht als Portraits zu verstehen, es geht nicht um eine bildliche Identifikation der 'Heimatlosen'. Sie stellen vielmehr den Versuch dar, durch die Erwähnung des Namens in einem bildlichen Kontext an die damit verbundenen Schicksale zu erinnern, um eine Vertreibung der 'Heimatlosen' auch aus Erinnerung und Geschichte zu verhindern. Indem er scheinbar unbedeutende Personen neben bekannte Emigranten setzt, macht Alberola klar, dass nicht nur die vielbedauerte und wissenschaftlich erforschte intellektuelle Emigration einen grossen Verlust für das jeweilige Land bedeutet. Grundsätzlich jede Art von Vertreibung, Ausgrenzung oder Abschiebung, die letztlich doch nur den Zweck haben, die bestehende Ordnung zu schützen und Veränderungen, wie dringend sie auch notwendig sein mögen, zu verhindern, berauben ein Land eines Teils seiner Kultur.

Durch das Integrieren der Namen der 'Heimatlosen' - oft das einzige, was ihnen an Identität blieb- in seine Bilder schreibt Alberola sie dem kulturellen und geschichtlichen Gedächtnis ein und trägt somit seinen Teil zur Geschichtsschreibung bei. Auf individueller Ebene leistet seine Kunst eine Form von Gedächtnisarbeit und schliesst damit die Lücken der offiziellen Historiographie. Gleichzeitig deckt Alberola damit die Funktion der Auslöschung des Individuums als Legitimationsstrategie der Vertreibungspolitik auf.



Heimatlose'

Walter Benjamin: geb. 15.07.1892 in Berlin, 27.09.1940 Selbstmord in Port Bou. Schriftsteller, Philosoph, Kunstkritiker. 1933 Emigration nach

Paris, 1940 nach der Besetzung Frankreichs Fluchtversuch in die USA über Spanien, als er kein Visum erhält, nimmt sich

Benjamin angesichts der drohenden Auslieferung an die Gestapo im spanischen Grenzort Port Bou das Leben.

Joseph Körbler: Vogelfänger, als »Heimatloser« in der Schweiz polizeilich erfasst, von Carl Durheim im Alter von 34 Jahren

fotografiert (Polizeifoto)

Anton Müller: geb. 10.03.1870 in Bruneck / Südtirol, gest. 16.02.1939. Prälat, kath. Dichter (Br. Willram)

Anna Maria Strasser: verheiratet mit Martin Strasser (Vorsitzender des Demokratischen Vereins), nach der Revolution 1848 in Baden politisch

verfolgt, 3 Jahre lang untergetaucht, 1858 Auswanderung nach Amerika

Katharina Josephine Wächter: »heimatlose« Krämerin in der Schweiz, von Carl Durheim im Alter von 23 Jahren auf Polizeifoto erfasst

Clara Wendel: »Räuberkönigin der Schweiz«. Verurteilung zu 12 Jahren Zuchthaus, im Alter von 80 Jahren in der Irrenanstalt von St.Urban im Kanton Luzern gestorben



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