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Die 80er Jahre in der Malerei in Deutschland

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Künstler:

Rainer Fetting

Titel:

Scetch 1.Zustand

Technik:

Radierung / etching

Jahr:

1989

Größe:

83.00x69.00

Preis:

1.900,00 €


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80er Jahre

Im Rahmen der Veranstaltungen der Kulturstiftung und des Neu Start Kultur wurden zwei Projekte unserer Galerie ausgewählt: die 80er Jahre in Deutschland ( 1.1. 2021- 24.4. 2021) und Deutschland und Europa ( 25.4.21 -30.6. 21).



Katalog

Die 80er Jahre zeichnen eine unverblümte Auseinandersetzung mit Themen aus, die vielen Menschen auf der Seele brennen. Kontrovers und neu formuliert, als Kunstmotiv oft auch ungewöhnlich, machen Künstler alles zum Thema, was hochaktuell und brisant ist. Es gibt keine Langeweile in den Ateliers, Ausstellungen tragen Titel wie „Mond, Nacht und Mord“, in Westberlin entstehen Gemälde aus Ostberliner Sichtachse gemalt, alles landet auf der Leinwand und kann dort unbeschadet angesehen werden. Die Nachkriegszeit ist zu Ende, die Kunst ist die erste Disziplin, die das deutlich macht. Zwar sind die Reaktionen darauf gemischt, doch der „Zeitgeist“ prognostiziert zu recht einen „Hunger nach Bildern“. In der Ausstellung im Gropius Bau freut man sich über das unerwartete Interesse der Bürger an Kunst, die Extreme sichtbar macht und damit auch einen Eindruck vermittelt, was in den nächsten Jahren vom Harrisburger und seiner Mischung aus Atomkraftkritik und Verachtung von Totalitarismus bis zum Prinzenbad, dem Gegenbild eines Seerosenteiches, alles malerisch zum Thema werden kann. Das zieht junge Künstler von überall her nach Berlin, die die Möglichkeiten der Vielfalt moderner Auseinandersetzung mit neuen, zeitgenössischen Ideen und Herausforderungen in den folgenden Jahren nutzen werden.

Da an der Hochschule der Künste in West Berlin bereits neue malerische Tendenzen angewandt werden, der Amerikanische Akstrakte Expressionismus in seiner späten, figurativeren Form auch bekannt ist, entstehen maltechnisch neue Formen und werden prompt drastisch kritisiert, wie von Hilton Cramer in einem Aufsatz mit der Überschrift: „Why Germans cannot paint“. Berühmt wird die Hochschule bei Insidern auch durch Hermann Wieslers Vorlesung „Was ist Progressiv?“ in der nichts ungesagt bleibt. Der hochgeachtete Edouard Beaucamp, Kunstkritiker der FAZ erklärt hier z.B., dass das größte Kunstwerk seiner Meinung nach die Concorde sei. Heute, 40 Jahre später, sind die Bilder uns vertraut, noch deutlicher ist der Eindruck, dass das damals Extreme der Äußerungen uns heute als Vielfalt erscheint. Möglich wird das, obwohl sich drei dicht aufeinander folgende Generationen von Künstlern, die mehr verbindet, als man ahnt, nach außen oft als Antagonisten darstellen. Doch sie proben gleichzeitig selbst auf der Leinwand, was sie bei anderen Künstlern im Atelier sehen. Die neue Malweise ist entscheidend, nicht das Sujet. So kann Gabi Thieler ( G.L.Gabriel) sich mit ihrem Vater Fred Thieler problemlos über Malerei unterhalten und beide weitermalen, er gegenstandslos, sie gegenständlich.

Es dauert geraume Zeit, ehe die neuen Tendenzen ernsthaft wahrgenommen werden. Sie müssen sich erst bewähren, sie können an der eigenen Zeit auch scheitern, auch das kann man unbeschadet an Kunstwerken studieren. Wir kennen das bereits aus Werken der klassischen Moderne. Der geistige Nebel z.B., der sich über Frankreich zu Zeiten Louis Napoleons legt, findet sich in Monets Landschaftsbildern aus der Zeit genauso wieder, wie die Kritik am modernen Eroberungskrieg in den Werken Manets zur Erschießung des Kaisers Maximilian in Mexiko. Es sind Werke, die das autoritäre Regime Louis Napoleons mehr oder weniger unverhohlen bloßstellen und dafür von den Machthabern ihrer Zeit getadelt werden. Heute sind es wichtige Schlüsselwerke, die Auskunft darüber geben, dass totalitäre Systeme der Wahrheit auf Kunstwerken gegenüber hilflos sind und Betrachter dieser Kunstwerke sich vor der Wahrheit gedanklich nicht fürchten müssen.

In den 80ern kommt die Bestätigung für die jungen deutschen Künstler und ihr Tun zunächst aus dem Ausland, aus Italien, England, Frankreich, Russland oder Amerika. Sie stoßen mit ihren Werken im Ausland auf viel Verständnis für ihre widersprüchlichen, oft unversöhnlich erscheinenden, in jedem Fall vielschichtigen neuen Werke. Es ist das Jet Zeitalter, die junge deutsche Kunst geht auf weite Reisen, vertritt im Ausland ein neues Denken und verschafft deutschen Künstlern zum ersten Mal in der Nachkriegszeit wieder Gehör. Heute, vierzig Jahre nach dem Erscheinen dieser neuen Malerei, sind viele damals angesprochenen Themen immer noch ungeklärt, die Bilder verweigern sich nach wie vor einer Einordnung. Die Akteure können heute darüber berichten, wie sie schon als junge Künstler mit ihren Werken auf sich aufmerksam machten. Inzwischen hat sich ihr Werk oft verändert, ihre Malweise ist noch spektakulärer, vielschichtiger geworden, spiegelt in unserer pluralistischen Gesellschaft viele Auseinandersetzungen, Vorstellungen und Gesellschaftsentwürfe, die wir wiedererkennen.

Die Zeit strotzt nur so vor großer Neugier der Künstler, vom Wettstreit zwischen Generationen und Nationen, wie Markus Lüpertz‘s Arbeiten zu Moholy- Nahgy oder Aristide Maillol, vom Dialog mit deutschen Künstlern der 40er Jahre- ein Hinterhofbild von Peter Chevalier, in dem er Werner Heldt ein Denkmal setzt, Großstadtromantik, unsentimental. Das elegant in der von ihm bewunderten Gerhard Richter Technik nass in nass gemalte Gemälde von Rainer Fetting, eine zeitgenössische Stadtlandschaft, blau- weiß, rätselhaft zweifarbig, New York im Restlicht der Stadt, ist vor dem Terrorangriff auf die New Yorker Twin Towers entstanden. Eine Skulpturenskizze von Luciano Castelli fügt Metallteile eines Schrotthaufens zu neuen Figuren zusammen, als könnten sie tanzen. Das Thema Portrait, neu angewandt in pop- art mäßigen übergroßen Köpfen ist ein großes Thema in der internationalen Kunst der Zeit. Dagegen wirken Ina Barfuß DIN A4 große Ideenskizzen, die bei nächtlichen Künstlergesprächen für Anregung/ Aufregung unter ihren Kollegen sorgen, wie Miniaturen, man muss ihren Inhalt schon sorgfältig herausfiltern. In einem großen Gemälde der Künstlerin wird dann nur zu deutlich, wie dramatisch und unverändert die Anliegen der Frauen auch nach 40 Jahren bleiben.

Klaus Fußmanns Blumenstilleben und Interieurs bringt die Gedanken ins Grübeln, so schön die Blumen einerseits sind, leere Räume haben verborgene Geschichten. Zwischen beiden Themen wird die unendliche Breite des Sujets Malerei sichtbar. Frauenportraits von Hermann Albert wenden sich in den 80er Jahren immer mehr vom Milieu der Straße ab und werden allgemeiner. Häusliche Gewalt ist ein Tabu, unsichtbar. Das macht er zum Gegenstand seiner Zeichnungen und Gemälde, damals wie heute verweisen seine Motive auf gesellschaftlich ungelöste Probleme und machen ratlos. Seit seinem Villa Romana Studium lässt Albert der Blick nach Italien nicht mehr los, er wendet sich de Chirico und Balthus zu, das Thema Frau wird rätselhafter, unnahbarer. Daneben wirkt eine große Skizze auf Leinwand von Rainer Fetting in der entspannten Pose des Aktmodells Michael fasst idyllisch. Nur das im recht Bildteil angedeutete Feuer für die homeless people, die sich in New Yorks Tompkin Square Garden aufhalten, lenkt die Gedanken in andere Richtungen. Thomas Schindler bringt aus einem Aufenthalt in Valencia neue Seestilleben mit, klassisch gemalt und popartig überhöht, abenteuerliche Formen machen daraus einen Aufbruch in andere Welten. Das Gemälde Luciano Castellis eines auf einer Anhöhe ruhenden Frauenaktes ist eigentlich ein Landschafts-Stilleben, der klassische Anknüpfungspunkt vielleicht Giorgiones Venus in der Dresdner Semper Galerie mit einer Landschaft von Tizian im Hintergrund. Auch das war eine Zeit, die Gemälde liebte, in der Künstler voller Ideenreichtum miteinander wetteiferten.

Seit den 80erJahren kommen gewichtige Beiträge aus der zeitgenössischen Malerei der DDR in Ausstellungen im Westen zum Vorschein und erregen Aufsehen. Wie die westdeutschen Kollegen, setzen sie auf Expressionismus und Neue Sachlichkeit als Ausgangspunkt für ihr Tun. Nach der Wende sind diese Künstler sofortiger Bestandteil deutscher Malerei, wenn das auch in großen Ausstellungen nicht angemessen sichtbar wird. In den meisten Sammlungen, in vielen Ausstellungen gelingt es nicht, den großen zeitgenössischen Beitrag dieser Künstler angemessen zu würdigen. Dafür sind die Werke, auf die diese Künstler sich seit Jahrzehnten berufen, täglich sichtbar: Oskar Kokoschkas Werk gibt den dramatischen Hintergrund für Entscheidungen, die uns aus dem Kanzleramt übermittelt werden. Ein besonders gebildeter und intensiver Kenner der Kunstgeschichte Europas ist Hubertus Giebe, der schon als junger Mann im Museum in Dresden sorgsam nachprüfen konnte, wie die großen Meister der Moderne, ob Impressionisten, Expressionisten und vor allem Neue Sachlichkeit malerisch vorgingen. Wir zeigen Werke seiner frühen Phase, von seinem Werk gibt es noch viel zu entdecken, sein jüngstes Werk begeistert uns wegen der malerischen Überwindung von Expressionismus und Neuer Sachlichkeit.

Als Eindruck der Zeit bleibt die Vielfalt der Äußerungen und Möglichkeiten. Was vor vierzig Jahren dissonant und aufsässig erschien, fügt sich heute zu einer Studie des Zeitgeschehens zusammen, mit vielen Aspekten und intensiven Beobachtungen. „Das alles gibt es auch“ - nannte damals der frühverstorbene Wolfgang Max Faust seine Untersuchungen. Wenn man ob der Intensität der Werke erst einmal tief durchgeatmet hat und sie dann noch einmal genau betrachtet, stellt man fest, wie pluralistisch es ist, wie spannend, sich den Werken unvoreingenommen zu nähern. Jetzt kann der Dialog mit brennendsten Problemen beginnen. Um danach festzustellen, dass das Nachdenken anhand der Bilder auch ein Nachdenken über die eigene Zeit ist, ein Dialog mit anderen Menschen über Sorge und Ängste, Freuden bis zu Exzessen. Daraus kann für die eigene Gedankenwelt ein großer Vorteil erwachsen.

Es wird eine unterhaltsame zur- Schau- Stellung der 80er Jahre, die man vor geschlossenen Räumen auf dem Weg beobachten kann, jede Woche sind neue Werke zu sehen, die zu Gedankensprüngen über unsere Zeit einladen. Es dauert nicht mehr lange, bis wir alles zeigen werden, was wir aus der Zeit von vor vierzig Jahren wieder ans Licht geholt haben. Man kann sehen, dass die Kunstwerke dazu beigetragen haben, sich unvoreingenommen auf mehr Vielfalt einzulassen. Das führt zu Respekt auch vor Phänomenen und Sachverhalten, die verschwiegen, verborgen oder gar verachtet wurden.

Jetzt freuen wir uns auf den Katalog über drei Künstlergenerationen, der das deutlich macht und der Zeugnis davon gibt, dass das Projekt nicht vollständig sein kann, aber den Anspruch hat, der Vielfalt gerecht zu werden, die die Generationen der in den 80er Jahren agierenden Künstler sich zur Aufgabe machen. Im Mittelpunkt soll dabei die Beobachtung stehen, dass Kunst für Menschen entsteht, die damals wie heute teilhaben können, denn es geht nicht um die multimillion dollar pieces, sondern um das Kunstwerk an der eigenen Wand und die Auswirkungen, die es auf unser Leben hat.

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