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Karoline Kroiss - Nur bis hierin

Karoline Kroiss - Nur bis hierin

Karoline Kroiss - Nur bis hierin

Für Künstlerinnen war das 20. Jahrhundert in jeder Hinsicht ein großer Erfolg. Auf dem Weg zur gesellschaftlichen Unabhängigkeit fanden sie zu einem malerischen Ausdruck, der ihre neue Situation schlagartig und mit großer Klarheit festhielt.

Rilke beschreibt das in einem Gedicht über Paula Modersohn- Becker:

...die vollen Früchte. Die legtest Du auf Schalen vor dich hin und wogst mit Farben ihre Schwere auf. Und so wie Früchte sahst Du auch die Fraun und sahst die Kinder so, von innen her getrieben in die Formen ihres Daseins. Und sahst dich selbst zuletzt wie eine Frucht, nahmst dich heraus aus deinen Kleidern, trugst dich vor den Spiegel, ließest Dich hinein bis auf Dein Schauen;...

Oberflächlich betrachtet, könnte man meinen, Rilke beobachte Modersohn- Becker bei ihrer Emanzipation als Malerin. Aber er hat etwas anderes in ihren Bildern gesehen, sie haben für ihn die Fähigkeit, Gedanken sichtbar zu machen. Dazu gibt es keinen direkten Weg; denn man kann sich selbst nicht beim Denken beobachten. Es geht nur über einen Umweg, Rilke findet dafür die Metapher des Spiegels. Spiegelbilder nennt er diese Möglichkeit, eigenen Gedanken angesichts von Kunstwerken nachzuhängen.

Der Spiegel ist zwar ein Umweg, aber das Bild ist stimmig, das er von einem Menschen widergibt. Wenn sich im Spiegel das Schauen eines Menschen zeigt, dann offenbaren sich seine Gedanken. Ist nun das Gemälde ein Spiegel des Künstlers, bringt es Gedanken einer Zeit ans Licht und der Betrachter kann das täglich, jahrelang, ja sogar über Generationen, studieren. Das Gemälde ist ein Spiegel seiner Zeit, im Falle einer Künstlerin, ein Bild über die Zeit aus der Sicht einer Frau. Damit kann man einen Dialog führen. Das ist auch der Schlüssel für die Werke von Karoline Kroiss, die man so mit großer Freude für sich entdeckt, es macht Spaß, ihr bei den alltäglichen Dingen des Lebens zuzuschauen. Offen macht sie ihre Erlebnisse sichtbar und läßt uns dabei unaufgefordert über uns selbst nachsinnen. Für die Zukunft kann man dann nachsinnen, ob es diese Geschichten, die sie erzählt, wohl noch in gleicher Form gibt, ob sie nur in der Form verschwinden, um mit anderen Formen und den gleichen Inhalten wieder aufzutauchen. Etwas an ihnen ist wie im Märchen, immerwährend.

Wie vor hundert Jahren Paula Modersohn- Becker nach Paris ging, um dort mit den Künstlern ihrer Generation in Kontakt zu kommen und die neusten Strömungen zu studieren, lebt und arbeitet Karoline Kroiss in Berlin, der Stadt, die heute junge Künstler anzieht und zu Auseinandersetzungen mit der eigenen Zeit animiert. Hier geht sie auf unaufgeregte Art an die Arbeit, hier in Berlin kann man gut arbeiten. Und um wieder Rilke aus seiner Zeit als Assistent bei Rodin zu zitieren, dessen Maxime des toujours travailler, des Machens, sind für sie eine Selbstverständlichkeit. Uns erfreut, wie sie Gesehenes oder Gedachtes ins Bild setzt, es sind Spiegelbilder unserer Zeit, anrührend, selbstbewußt, unaufdringlich und eindrucksvoll. Nichts daran ist Aufmerksamkeit heischend, dass uns die Werke so tief berühren, ist ein gutes Zeichen: die leise Stimme ist wohltuend.

Der leise Vortrag kann energisch sein, wie man bei Karoline Kroiss sieht. Sie hat einen Standpunkt, den sie vertritt, nuancenreich, vorsichtig, mit vielen Zwischentönen. Niemand ist schließlich gezwungen, ihren malerischen Einfällen Glauben zu schenken, aber zarte Malweise, anmutige Formen und Pastellfarben lassen es leicht erscheinen, sich in ihre Gedankenwelt zu versenken.

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